Steckbrief des Bitterorangenbaums
Der Bitterorangenbaum, auch bekannt als Pomeranze, ist ein kleiner bis mittelgroßer Baum mit einer dichten Krone und dornigen Zweigen. Er kann bis zu 10 Meter hoch werden und hat eine ausladende, rundliche Krone. Die Blätter sind dunkelgrün, glänzend und oval mit einer leicht gezackten Kante. Er wird in vielen Ländern der Welt angebaut, insbesondere in wärmeren Regionen mit mediterranem Klima, wie Spanien, Italien, Frankreich, Marokko, Tunesien, Florida und Kalifornien. Die Bitterorange ist eine der drei bekanntesten Arten von Orangen, die neben der süßen Orange und der Mandarine zu der Gattung Citrus gehören. Die Frucht des Bitterorangenbaums ist kleiner als die der süßen Orange und hat eine dickere, leicht bittere Schale, die reich an ätherischen Ölen ist. Die Frucht wird selten roh gegessen, wird aber oft zur Herstellung von Marmeladen, Konfitüren und Saucen verwendet.
Bitterorangenöl - unverzichtbar für die Parfumindustrie
Bitterorangenöl wird durch Kaltpressung der Schale gewonnen. Der Duft ist intensiver und weniger süß als der von anderen Orangenölen und hat oft eine leicht holzige oder krautige Note. Da die Schale nur ein Nebenprodukt der Orangenblütenproduktion ist und der Verarbeitungsprozess kostengünstig, gehört das Öl mit Preisen ab 10 € / kg zu den preiswertesten und beliebtesten Rohstoffen der Parfumindustrie. Vor allem die günstigen Qualitäten werden in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens als Duftstoff eingesetzt.
Petitgrain Öl - für die herbe Frische
Petitgrain Öl wird durch Wasserdampfdestillation aus den Blättern, kleineren und unreifen Früchten, sowie jungen Zweigen des Bitterorangenbaums gewonnen. Der Duft wird als holzig, herb, frisch und zitrusartig beschrieben. Im Gegensatz zum Neroli-Öl ist der Duft von Petitgrain-Öl herber und weniger süß, aber dennoch sehr erfrischend und belebend. Mit 30-80 € / kg ist es auch ein vergleichsweise günstiger Rohstoff.
Neroli Öl- beliebt aber teuer
Neroli ist ein ätherisches Öl, was durch Wasserdampfdestillation aus den gerade erblühenden, handgepflückten Blüten des Bitterorangenbaums gewonnen wird. Für die Herstellung eines Kilos Öl werden 800 bis 900 kg Blüten benötigt. Der Duft des Öls ist süß, blumig und zart mit fruchtigen Zitrusnoten, einer leichten holzigen Note und einem Hauch von Bitterkeit. Der Preis für Neroli Öl beginnt bei etwa 2.000 € / kg, kann aber je nach Qualität und Herkunft deutlich höher ausfallen. Trotzdem gilt es als einer der beliebtesten Inhaltsstoffe für die Parfümherstellung und in der Aromatherapie.
Das Juwel - Orangenblüten Absolue
Orangenblüten Absolue, das Juwel des Bitterorangenbaums, wird ebenfalls aus den Blüten gewonnen. Allerdings erfolgt dies durch ein wesentlich aufwendigeres Lösemittel-Extraktionsverfahren. Dabei werden die Blüten mit einem flüchtigen Lösungsmittel behandelt, das anschließend verdampft wird, um das reine Absolue zu erhalten. Das Absolue hat einen süßen, blumigen Duft mit zarten zitrusartigen Noten sowie indoligen, jasminartigen Nuancen. Der Preis des Absolues beginnt bei 5.000 € / kg, was den Einsatz in größeren Mengen und für günstigere Massenparfums unmöglich macht.
Die Bedeutung des Bitterorangenbaums für Colognes
Seit Anfang des 18. Jahrhunderts sind die Parfumrohstoffe des Bitterorangenbaums wesentlicher Bestandteil des klassischen Eau de Cologne, auch bekannt als Echt Kölnisch Wasser, das schlussendlich Namensgeber für eine ganze Duftrichtung wurde. Seitdem sind unzählige Düfte mit dem typischen, charakteristischen Duft des Colognes auf den Markt gekommen. Zu meinen Favoriten des 20. Jahrhunderts gehören die Originalversionen von Eau Sauvage von Dior (1966) und Armanis Eau pour Homme (1984). In der heutigen Zeit reichen die aktuell angebotenen Versionen leider nicht mehr an die ursprüngliche Qualität heran.
Zeitgenössische Colognes - Einblicke in die arbeit der Parfumeure
Für euch haben wir mit „The Cologne Collection“ eine hervorragende, zeitgenössische Auswahl an Colognes zum Probieren zusammengestellt: Why not a Cologne von Mark Buxton, Acqua Mia von Art Landi, GS03 von Biehl. Parfumkunstwerke, St. Clement’s von Heeley und Eau du Levant von Créateur Mare. In separaten Blogbeiträgen werden sich einige der begabtesten und bekanntesten Parfumeure unserer Zeit zu diesem Thema und ihren Kreationen zu Wort melden. Sie beschreiben ihre persönlichen Vorlieben, unterschiedliche Herangehens- und Arbeitsweisen und gegebenenfalls auch Abneigungen gegenüber diesen Rohstoffen.
Wir sind gespannt und verbleiben mit duftenden Grüßen, euer Thorsten Biehl.